Durch Präzisionswalzen! Und wie man Walzen für so harte Materialien herstellt, konnten die Besucher der Langen Nacht der Industrie „hautnah“ bei Steinhoff in Dinslaken miterleben. Präzision heißt: Die Maße stimmen auf einen Durchmesser unterhalb der Dicke eines Menschenhaars genau!
Die Lange Nacht der Industrie steht fast jedes Jahr in meinem Kalender. Und da ich Walzwerke aus meiner beruflichen Tätigkeit kenne, wollte ich wissen, wie man die Hartwalzen herstellt. Eine gute Gelegenheit für mich und etwa 80 weitere Besucher, in die Hartwalzen-Produktion hineinzuschauen, die erstmals bei der Langen Nacht dabei war.
Und wir wurden nicht enttäuscht! Hinter den unscheinbaren Hallen in Dinslaken verbirgt sich ein spannender Betrieb. Geschäftsführer Karl-Philipp Steinhoff begrüßte die Besucher persönlich und stellte das Unternehmen vor: Steinhoff ist ein seit über hundert Jahren in Dinslaken ansässiges Familienunternehmen – Spezialität: Hartwalzen für die Bearbeitung von Stählen, Aluminiumlegierungen und anderen NE-Metallen. Mit 130 Mitarbeitern werden jährlich weit über tausend Walzen aus geschmiedeten Stahl-Rohlingen hergestellt. Die Walzen haben bis zu einem Meter Durchmesser und bis zu sechs Metern Länge. und in der ganzen Welt verkauft. Der Exportanteil liegt bei 75%. Aber natürlich findet man die Walzen auch in den Walzwerken an der Ruhr, im Siegerland und anderswo in Deutschland - ein Zeichen für die hohe Verflechtung der Wertschöpfungsketten unserer Industrie.
Vom Rohling bis zur Präzisionswalze führt ein langer Weg: Alle klassischen Methoden der Metallbearbeitung werden gebraucht, also Drehen, Fräsen, Schleifen, bis die Expertinnen und Experten von Steinhoff mit einer Walze zufrieden sind, deren Rundlaufgenauigkeit unter einem Mikrometer liegt. Zum Vergleich: Unsere Haare haben einen Durchmesser von mindestens 40 Mikrometern. Die Härtung der Walzen erfolgt weitgehend thermisch. Damit die Walze in ihrer ganzen Länge homogen bleibt, muss sie auch als Ganze in riesigen Öfen erhitzt und anschließend schlagartig abgekühlt werden. Die Temperaturprogramme sind ein gut gehütetes Betriebsgeheimnis. Glück gehabt: gerade zum Zeitpunkt des Besuchs war eine Walze fertig behandelt: Der Ofen wurde aufgefahren, und die Besucher konnten einen Blick auf die rotglühende Walze werfen, die wenige Sekunden später in einem Wasserschleier zur „Abschreckung“ verschwand. Unverzichtbar: Ständige physikalische Qualitätskontrollen des Materials, wie eine Steinhoff-Mitarbeiterin an vielen Beispielen zeigen konnte, und dies alles, ohne die Walze „anzukratzen“, also zerstörungsfrei: Ultraschallmessungen, magnetische Messungen, Laseroptik.
Um dieses Niveau der Präzision und den technischen Vorsprung zu halten, braucht man hervorragend ausgebildete und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Ingenieure, Techniker, Meister, Fachhandwerker. Um den „Nachwuchs“ zu sichern, hat Steinhoff eine eigene Lehrwerkstatt für Metallberufe. Die Besucher bekamen dann auch ganz kleine Walzen in Form von Schlüsselanhängern von den Auszubildenden überreicht. Die Teilnehmer der Tour sparten nicht mit Lob: Allgemein war man von der vorgeführten Technik begeistert, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten die Produktion der Walzen hervorragend erläutern – eine, das war erkennbar, unglaublich motivierte Mannschaft.
Fahrzeugbleche, Aluminiumfolie, Elektroden, Drähte – jetzt wissen Besucher der Langen Nacht, wie man die Walzen herstellt, mit denen das alles angefertigt werden kann.